Seit 2020 beschäftigt sich der Standort in Heilbronn mit der Frage, wie der Inklusionsgedanke in muslimischen Communities und deren Strukturen aufgestellt ist. Dazu arbeiten die Jugendlichen und Standortmitarbeiter*innen eng mit dem Interkulturellen Institut für Inklusion (iii e.V.), einem Bündnismitglied von Gemeinsam starkgemacht, zusammen. Mit dem Jugendprojekt Heldicaps, denn Kinder- und Jugendworkshops in Moscheen und muslimischen Kulturvereinen und dem städtischen Projekt Inklusivvereint, konnten in den vergangenen Jahren unterschiedliche Ansätze und Inhalte zum Thema Inklusion konzipiert und erprobt werden. Alle Erkenntnisse flossen am 26. November 2022 in einem Fachtag ein, der Vertretungen der muslimischen Strukturen und Vertretungen von Offenen Hilfen, Autista, Lichtenstern, Selbsthilfebüro, Integrationsbeauftragte der Stadt- und Landkreisverwaltung zusammenbrachte. Der Austausch war abwechslungs- und erkenntnisreich. Nach einer kurzen Einführung in die bisherigen Meilensteine der Projektarbeit und einem wissenschaftlichen Input von Yasemin Kaya (iii e.V.) zur geschichtlichen Bedeutung des muslimischen Wohlfahrtswesens, tauschten sich die Teilnehmenden angeregt über Fragen der Inklusion am Standort Heilbronn aus. Feste Diskussionsteilnehmende waren nicht nur Vertretungen von muslimischen Gemeinden und städtischer Verwaltung sondern auch Muslime mit Behinderungen und Familienangehörige. Der Austausch fand in Form einer Fish-Bowl-Diskussion statt und ermöglichte eine hohe Partizipation und ein breites Feld an Fragestellungen.
Im Anschluss an die Pause, die zum intensiven Netzwerken genutzt wurde, informierte Frau Meliha Bayrak über die Arbeit von Duha e.V., einem muslimischen Träger der Sozialen Arbeit aus Mannheim. Sie berichtete eindrücklich über die enge Beziehungsarbeit, die vielfältigen Unterstützungsangebote und die Möglichkeiten, die interkulturelle und interreligiöse Kompetenz im Bereich Inklusion bietet. Der Vortrag war praxisnah und inspirierend. Zum Ende wurden die Teilnehmenden aus dem Projekt Inklusivvereint geehrt. Ein Jahr lang hatten sich Vertreter*innen von sechs muslimischen Gemeinden zu Ansprechpersonen für Inklusion ausbilden lassen. Sie haben ihre Qualifizierung erfolgreich abgeschlossen und beginnen 2023 mit der Verweisberatung und der Umsetzung von Projektideen, um Inklusion in ihren Strukturen zu fördern. Dabei sind die Schaffung eines Inklusionsbeirats, die Durchführung von Sensibilierungsworkshops und die feste Einbindung des Themas in Predigten und Angeboten, die enge Zusammenarbeit mit den Lebenswerkstätten Heilbronn, der Gestaltung eines Teilhabe Raums, der Entwicklung von Unterrichtsmaterial in Leichter Sprache für den Islamischen Religionsunterricht und die Entwicklung einer Stadt- und Vereinsführung, um Barrieren für Kinder mit Behinderung sichtbar zu machen.
Das Thema wird so auch im nächsten Jahr den Projektstandort und die teilnehmenden Jugendleiter*innen und Moscheevertreter*innen intensiv beschäftigen und weitere Ideen und Konzepte werden erprobt und etabliert.
Alle Teilnehmenden hatte darüber hinaus die Möglichkeit die neue Broschüre „Islam und Inklusion“ kennenzulernen, die die Meilensteine der letzten drei Jahre barrierearm zusammenfasst. Besonderes Highlight der Broschüre ist die exemplarische Gestaltung anhand von unterschiedlichen Barrieren und deren mögliche Reduzierung. So ist jeder Text in der Broschüre so gestaltet, dass mindestens eine Behinderung exemplarisch abgebaut wurde z.B. durch Einbindung von Gebärdensprachvideos, durch Leichte und einfache Sprache, durch Übersetzungen oder besonders kontrastreiches und blendfreies Layouting.